Aufgrund der herrschenden Defizite und der Bedeutung der frühen Selektion und Bewertung im Innovationsprozess sollte es das Ziel meiner Arbeit sein, Erkenntnisse zu liefern, wie eine Vielzahl von Menschen viele Ideen in einem frühen Stadium in einem GSS unter mehrfacher Zielsetzung selektieren und bewerten können.
Diesbezüglich wurden zwei Unterziele verfolgt. Zum einen ein Rahmenwerk vorschlagen zu können, mit dessen Hilfe es möglich ist, die Eignung eines Verfahrens für die frühe Selektion und Bewertung von Ideen in einem GSS zu ermitteln, bzw. problemangemessene Methoden zur frühen Selektion und Bewertung für die Umsetzung in einem GSS zu wählen, und zum anderen, ein kollaboratives Verfahren zur frühen mehrkriteriellen Ideenbewertung auf Basis der MCDA-Ansätze vorstellen zu können, das für die online Anwendung in GSS geeignet ist.
Für die Erstellung des Rahmenwerkes habe ich die in der Praxis bekannten betriebswirtschaftlichen und kreativen Methoden sowie die in der mehrkriteriellen Entscheidungsanalyse (MCDA) angewendeten Methoden ermittelt. Insgesamt konnten 68 Verfahren identifiziert werden, aus denen es für eine erfolgreiche Erstselektion und -bewertung die geeignetste bzw. die geeignetsten zu wählen gilt. Zur Bewältigung dieser Aufgabe wurden in einer Anforderungsanalyse fachlich Anforderungen abgeleitet, die Verfahren zur Erstselektion und –bewertung von Ideen in einem GSS zu erfüllen haben. Auf Basis des sich so ergebenden Anforderungskataloges konnte ich die Verfahren in meiner Arbeit gegenüberstellend vergleichen und eine ergänzende Vor- und Nachteilanalyse vornehmen.
Aus den Ergebnissen von Verfahrensvergleich und Verfahrensanalyse war es mir möglich, ein Fazit über die Eignung der Verfahren zur Erstselektion und –bewertung zu ziehen und Anwendungsempfehlungen zu erarbeiten.
Als ein besonders "geeignetes" und interessantes Verfahren hat sich im Zuge der Analyse WISDOM herauskristallisiert. WISDOM (Weightless Incremental Selection Decision and Ordering Method) ist ein Verfahren der MCDA bei dem die Bewertung der Ideen durch paarweise Vergleiche der Ideen erfolgt. Hierbei wird auf numerische Werte verzichtet. Stattdessen nimmt der Anwender die Bewertung durch die Abgabe relativer Beurteilungen, unter Verwendung relationaler Operatoren, vor. Inkonsistenten, d.h. die Verletzung der Transitivitätsbeziehung, werden bei diesem Prozess in gewissem Grad zugelassen und eine automatische Korrektur fehlerhafter Eingaben vorgenommen.
Da WISDOM nicht für die Anwendung durch Gruppen konzipiert war, sollte die Weiterentwicklung von WISDOM zu TeamWISDOM sowie dessen prototypische Umsetzung in ASP.NET und C# den zweiten Schwerpunkt meiner Arbeit bilden. In diesem Zusammenhang habe ich unter anderem den fehlende Gruppenansatz konzipiert, einen Ansatz zur Hervorhebung innovativer Ideen entwickelt sowie WISDOM hinsichtlich seiner Interaktion überarbeitet und Maßnahmen zur Verbesserung der Usability erarbeitet.